„Das Land Schleswig-Holstein erhebt über Vergleichsarbeiten Daten zum Leistungsstand an Perspektivschulen. Dadurch haben wir eine gute Übersicht darüber, wie es um die Lese- und Rechenkompetenz unserer Schülerinnen und Schüler steht. Wir haben so einen Förderbedarf identifiziert und uns im Kollegium Gedanken darüber gemacht, wie wir unsere Kinder noch besser unterstützen können.
Daraus gewachsen ist zum einen die Idee, ganz nach dem Hamburger Modell des Leseflüssigkeitstrainings, täglich zu Unterrichtsbeginn 20 Minuten im Chor zu lesen. Damit ist das begleitende laute Lesen mit einem Lesevorbild gemeint. Wir haben das zwei Monate ausprobiert und festgestellt, dass die Kinder große Fortschritte machen. Sie waren richtig motiviert und freuten sich auf das gemeinsame Lesen. Vor allem aber hat sich nach unserer Wahrnehmung die Motivation auch auf andere Fächer ausgewirkt: Die Kinder zeigten mehr Leistungsbereitschaft, wofür sie die entsprechende Anerkennung bekamen. Das wiederum steigerte das Selbstwertgefühl. Also beschlossen wir per Schulkonferenz, diese Lesemethode fest im Unterricht zu installieren, damit die positive Entwicklung nachhaltig wirkt. Auch im Mathematikunterricht konnten wir ein ähnliches Konzept anwenden: Um die Rechenleistung zu verbessern, haben unsere Lehrkräfte begonnen, 20 Minuten täglich mit den Kindern Kopfrechnen zu üben.
Damit wir den Lese- und Rechenkompetenzen unserer Schülerinnen und Schüler besser gerecht werden, haben wir außerdem den Klassenlehrerunterricht eingeführt. Den Klassenlehrerinnen und Klassenlehrern steht dafür jede Woche ein bestimmtes Kontingent an Unterrichtsstunden zur Verfügung, in denen sie – unabhängig vom Stundenplan – frei unterrichten können. Je nach Bedarf also auch Rechnen und Lesen.
Unsere Maßnahmen haben sich gelohnt. Die neuen Vergleichsarbeiten von Mitte bis Ende April 2024 zeigen, dass sich die Kinder vier Monate nach Einführung des Lesebands in puncto Lesekompetenz gesteigert haben. In Mathematik gab es nach zwei Monaten Rechenband ebenfalls beachtliche Leistungssteigerungen. Diese Erfolge machen auch etwas mit den Menschen, die hier arbeiten: Die Lehrkräfte sehen, dass selbst kleine Veränderungen viel bewegen können.“

Nicole Völschow war seit 18 Jahren an der Schule Roter Hahn in Lübeck tätig, die letzten 15 davon als Rektorin. Die Grundschule ist seit 2020 eine Perspektivschule. Zum 1. Dezember 2024 verließ Nicole Völschow die Schule, um sich neuen Aufgaben zu widmen.