Prävention

„Für uns ist es völlig okay, wenn der Streifenwagen vor der Schule parkt“

Die Leif-Eriksson-Gemein­schaftsschule bekommt jede Woche geplanten Besuch von der Polizei. Warum ist das eine gute Idee, Dennis Schröder-Breidbach?

Herr Schröder-Breidbach, seit vielen Jahren können Schülerinnen und Schüler, aber auch die Lehrkräfte die polizeiliche Sprechstunde an Ihrer Schule besuchen. Was steckt genau hinter dem Angebot?

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Dennis Schröder-Breidbach: Wir koop­erieren schon lange und intensiv mit der Polizei bei uns im Stadtteil. Auf­grund diverser Vorfälle, beispiels­weise Körperver­letzung, Vandalismus oder Cybermobbing, stehen wir regelmäßig im engen Austausch und lassen uns beraten. Oft haben sich auch Schüler­innen und Schüler mit Fra­gen an uns gewandt. Der Schritt zum Polizeirevier ist für viele dann aber doch eine große Hürde. Daraus ist die Idee ent­standen, ein regelmäßiges Format zu schaffen. Seit etwa acht Jahren be­suchen eine Polizistin und ein Polizist – bis auf Ausnahmen sind es immer dieselben – die Schule. Sie sind die direkte Anlauf­stelle für recht­liche Fra­gen, Beratung und Unterstützung. Der Termin findet wöchentlich in einer verlängerten Pausenzeit statt und ist so organisiert, dass Schülerinnen und Schüler einfach vorbeikommen oder nach vorheriger Anmeldung teil­nehmen können. Für die Lehrkräfte gibt es ebenfalls die Mög­lichkeit, Beratungs­bedarf anzumelden, denn manchmal wissen auch sie nicht, wie sie mit be­stimmten Situationen umgehen sollen. Dann kann eine ex­terne Perspektive und Einschätzung helfen.

Worin sehen Sie das größte Potenzial dieses Angebots?

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Schröder-Breidbach: Die Sprechstunde ist ein sicherer Raum – für Opfer und für Täterinnen und Täter. Wir setzen in unserer Schule einen Fokus auf Bild­ungs- und Beziehungsarbeit, und das zeigt sich auch in der Sprech­stunde. Durch die Regelmäßigkeit können Schülerinnen und Schüler ein Vertrau­ensverhältnis aufbauen und abseits der förmlichen Polizeiwachen Hilfe suchen, sich informieren. Wenn die beiden kommen, wird auf den Gängen schon gegrüßt. Sie kommen in voller Montur, auch das weckt ein Interesse und schafft einen Zugang. Außerdem ist das Angebot sehr niedrig­schwellig: Die Schülerinnen und Schüler sind be­reits in der Schule, sie müssen keine zusätzlichen Wege gehen.

„Die Sprechstunde ist ein sicherer Raum – für Opfer und für Täterinnen und Täter.“

Sie haben gesagt, dass die Sprech­stunde auch ein sicherer Raum für Täterinnen und Täter sein soll. Haben Sie dafür ein Beispiel?

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Schröder-Breidbach: Wir nutzen die Sprechstunde auch als pädagogische Maßnahme, wenn jemand Mist gebaut hat. Dann sagen wir: Du bist bald 14, lass dich mal von der Polizistin und dem Polizisten beraten, was passieren kann, wenn du strafmündig wirst. Anders­herum machen wir auch sicht­bar, dass Fehlverhalten immer Konse­quenzen hat. Unsere Aufgabe ist es, den Schüler­innen und Schülern zu zeigen, dass wir sie als Menschen schätzen, auch wenn wir ihr Verhalten kritisieren. Dabei unterstützt uns auch die klare Rollen­verteilung: einer­seits die Polizei, anderer­seits wir Lehrkräfte. Ich kann nur unterstreichen, wie wert­voll das ist. Und es ist eine angenehme Selbst­verständlichkeit geworden, dass die Polizei hier regelmäßig präsent ist. Für uns ist es völlig okay, wenn der Streifen­wagen vor der Schule parkt. Das zeigt, dass sich jemand kümmert.
Foto: © Dennis Schröder-Breidbach
Dennis Schröder-Breidbach ist Schulleiter an der Leif-Eriksson-Gemeinschafts­schule in Kiel. Er koordiniert die polizeiliche Sprechstunde.

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