Lernformate

„Handlungs­orientiertes Lernen bringt Kinder wirklich weiter“

Kornelius Knettel hat das Lernkonzept „Frei Day“ an seiner Schule eingeführt. Mit uns hat er über Herausforderungen und die schönsten Lernmomente gesprochen.

Herr Knettel, was ist der „Frei Day“, und wie sind Sie darauf aufmerksam geworden?

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Kornelius Knettel: Ich bin seit einigen Jahren auf der Suche nach etwas, das Schule verändern kann. Dabei bin ich auf das Lernformat „Frei Day“ gestoßen. Es geht darum, dass die Kinder jeden Freitag selbstverantwortlich zu einem bestimmten Thema lernen. Die Lehrerinnen und Lehrer sind im besten Fall lediglich Begleit- und Ansprechpersonen. Die Schülerinnen und Schüler sollen interessengeleitet und aus ihrer eigenen Motivation heraus ein Thema bearbeiten. Auch wenn das schwierig ist, besonders an einer Grundschule in der ersten und zweiten Klasse. Und doppelt schwierig an einer Schule im Brennpunkt. Doch die Kinder waren vom ersten „Frei Day“ so begeistert und angetan, dass wir gar nicht anders konnten, als ihn konstant einzuführen. Für jede Klasse und jede Woche. Und ich muss sagen, das war eine der besten Entscheidungen, die ich als Schulleiter je getroffen habe. 

„Das war eine der besten Entscheid­ungen, die ich als Schulleiter je getroffen habe.“

Sie sagten schon, dass Ihr Kollegium sowie die Schülerinnen und Schüler sehr positiv auf den „Frei Day“ reagiert haben. Wie war das bei den Eltern?

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Knettel: Auch bei den Eltern gab es durchweg gute und positive Resonanz im Vorfeld. Ein bisschen Skepsis war trotzdem dabei. Es wurde beispielsweise gefragt: „Wie steht man im Vergleich zu den anderen Schulen leistungsmäßig da?“ Hier muss man erklären, dass die Kinder in diesen vier Stunden freitags nicht nichts machen. Sie lernen nur etwas anderes: Texte zu schreiben, zu telefonieren, zu recherchieren und kritische Fragen zu stellen. Und ich denke, das ist ein viel höheres Gut als eine Mathestunde oder eine Deutschstunde, die vorgefertigt ist und sich immer wiederholt. Denn das handlungsorientierte Lernen ist das Lernen, das die Kinder wirklich weiterbringt.

Welche Lerneffekte oder besonderen Momente beobachten Sie seit Einführung des „Frei Day“?

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Knettel: Es gibt Momente, in denen ich fast Tränen in den Augen habe, wenn die Schülerinnen und Schüler sich zum Beispiel überlegen, wie man Armut hier im Stadtteil bekämpfen kann. Daraus ist die Idee entstanden, ein Foodsharing-Fahrrad aufzustellen. Eine Klasse hat sich ein Fahrrad organisiert und richtet es so her, dass dort Lebensmittel für bedürftige Menschen reingepackt werden. Noch etwas, das in Erinnerung bleibt, ist der Kaffee- und Kuchenverkauf Ende 2023, bei dem Spenden für SOS-Kinderdörfer gesammelt wurden. Es gab Plakate, mit denen Werbung in den Klassen gemacht wurde, Kuchen wurde organisiert, und die Eltern haben ihren Kindern ein bisschen Geld mitgegeben. Das haben die Kinder selbst unter Anleitung geschafft. Und überall sieht man ein Lächeln im Gesicht, wenn man mit den Eltern darüber spricht. Ich bin froh, dass wir diesen Schritt gewagt haben. Wir sind auf jeden Fall auf dem richtigen Weg und versuchen, dass der „Frei Day“ ein dauerhaftes Angebot unserer Schule wird.

Foto: © Wübben Stiftung Bildung/Peter Gwiazda

Kornelius Knettel ist Rektor des Familiengrundschulzentrums Sonnenstraße in Düsseldorf. Die Schule im Brennpunkt bietet als Familiengrundschulzentrum diverse Sozialangebote für die Kinder und Eltern an. Alle Kinder sind hier willkommen und werden nach ihren individuellen Fähigkeiten beschult.

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