Niedrigschwellige Elternarbeit

„Ich höre mir jedes Anliegen an“

Schule ist viel mehr als Unterricht. Im Familiengrundschulzentrum an der Mammutschule in Ahlen ist Denise Runge ganz nah dran an den Sorgen und Nöten der Eltern.

Frau Runge, Familiengrundschulzentren wie Ihres sollen Zugang zu den Familien schaffen und über die Schulthemen hinaus Angebote machen. Wie bauen Sie das dafür notwendige Vertrauen auf?

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Denise Runge: Das passiert vor allem durch niedrigschwellige Angebote wie Elternfrühstücke, Elterncafés oder Handarbeitskreise. Bei diesen Begegnungen lernen mich die Eltern als Ansprechpartnerin kennen, der sie sich anvertrauen können. Wenn dieser Grundstein gelegt ist, berichten sie mir auch von ihren Problemen. Die Mund-zu-Mund-Propaganda funktioniert hier ganz gut: Wenn eine Familie die Erfahrung macht, dass ihr hier im Familienzentrum geholfen wird, spricht sich das schnell herum. Oder sie motiviert eine befreundete Familie, die ebenfalls Beratungsbedarf hat, sich bei uns zu melden. Ich höre mir jedes Anliegen an und berate persönlich oder telefonisch. Meistens finden wir eine Lösung. 

„In der Regel empfinden die Eltern ihre Sorgen als eine reelle, existenz­bedrohende Gefahr. Dabei gibt es dafür Lösungen!“

Mit welchen Herausforderungen und Problemen kommen die Eltern denn zu Ihnen?

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Runge: Von teils massiven finanziellen Problemen über hohe Mietrückstände und die Angst, die Wohnung zu verlieren, bis hin zu Auseinandersetzungen mit dem Energieversorger ist alles dabei. In der Regel empfinden die Eltern ihre Sorgen als eine reelle, existenzbedrohende Gefahr. Dabei gibt es dafür Lösungen! Viele wissen zum Beispiel gar nicht, dass man bei Zahlungsrückständen Ratenzahlungen vereinbaren kann. Einige Eltern kommen aber auch mit Erziehungsthemen zu mir oder haben psychische Probleme. Sie wissen in solchen Fällen meist nicht, welche Hilfe ihnen zusteht. Etwa, dass es einen psychiatrischen Pflegedienst gibt, der im Falle eines depressiven Rückfalls die Familie unterstützt – natürlich ohne dass die Nachbarschaft das mitbekommt. Auch für Gewaltsituationen in den Familien gibt es hier vor Ort einen Verein, der hilft: Frauen helfen Frauen. 

Welche weiteren Kooperationspartner gibt es, und wie gelingt es Ihnen, den Eltern im Schulterschluss zu helfen?

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Runge: Wir bauen unser Partnernetzwerk stetig aus. Da das Familiengrundschulzentrum hier an der Mammutschule in kommunaler Trägerschaft ist, haben wir direkte Ansprechpersonen beim Jugendamt des Allgemeinen Sozialen Dienstes (ASD). Auch alle Wohlfahrtsverbände gehören inzwischen unserem Netzwerk an. Hier im Stadtteil kooperiert das Familiengrundschulzentrum beispielsweise mit dem Jugend- und Kulturhaus direkt neben der Schule – so können wir die dortigen Räumlichkeiten für verschiedene Aktivitäten nutzen. Durch die Nähe zu diesen Partnern kann ich zeitnah Termine für die Eltern vereinbaren. Was schön ist und Vertrauen schafft: Erste Treffen zwischen den Eltern und helfenden Akteurinnen und Akteuren wie Erziehungsberatungsstellen oder Mitarbeitenden des Jugendamts können hier bei uns im Familienzentrum stattfinden. Und wir haben unser Café Sorgenfrei. Dorthin laden wir Eltern zum Austausch über konkrete Themen wie etwa Wut bei Kindern ein. Bei Kaffee und Kuchen tauschen wir uns aus. Ungestört und in entspannter Atmosphäre, denn in dieser Zeit ist für die Betreuung der Kinder gesorgt. 

Foto: © Peter Gwiazda

Denise Runge leitet das Familiengrundschulzentrum an der Mammutschule, einer Gemeinschaftsgrundschule in Ahlen. 

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