Digitalisierung

Lernen für eine digitale Welt

Digitalkompetenz an einer Schule im Brennpunkt vermitteln – wie kann das gelingen? Fünf Erkenntnisse einer Kieler Modell-Schule.

Die Kieler Schule am Heidenberger Teich ist eine Modellschule für digitales Lernen. Immerhin, so sagt Kai Milde, würden die Kinder in einer Welt leben, in der vieles online stattfindet – der Unterricht müsse das entsprechend abbilden. Milde ist Mathelehrer und Mitglied des Medienteams der Grundschule. Aufgrund ihrer Lage in einem sozialen Brennpunkt spielt in ihrem Medienkonzept auch der soziale Hintergrund der Kinder eine wichtige Rolle. Das Ziel, sozial und ökonomisch benachteiligte Kinder zu unterstützen, ist dort fest verankert. Mit folgenden Maßnahmen hat die Modellschule das erreicht:

1. Eine gute Basis schaffen

Für digitales Lernen braucht es natürlich digitale Medien: An der Grundschule am Heidenberger Teich haben Milde und das Medienteam daher für eine „digitale Lernwerkstatt“ gesorgt. Sie enthält, finanziert durch den Schulträger, 13 Arbeitsplätze, die mit Computern und einem Greenscreen für Videoaufnahmen ausgestattet sind. Außerdem gibt es pro Klassenzimmer einen weiteren PC, der digitales Arbeiten ermöglicht, ohne dass die Klasse dafür den Raum wechseln muss. Seit 2021 besitzt die Schule darüber hinaus pro Kind ein Tablet. Wichtig ist, dass es neben Fachleuten des Schulträgers mindestens eine versierte Lehrperson vor Ort gibt, die „erste Hilfe“ leisten kann, wenn Geräte kaputt sind, technische Fragen auftauchen oder neue Apps installiert werden sollen. So können Schulen unabhängiger und schneller auf Herausforderungen reagieren, erklärt Milde.

Klar, das Kieler Medienteam setzt auf die Digitalisierung seiner Schule. Aber gezwungen wird – im Sinne der Methodenvielfalt und des selbst gesteuerten Lernens – niemand: In der ersten Klasse werden die Kinder fit gemacht in der Anwendung digitaler Medien. Danach haben die Schülerinnen und Schüler stets die Wahl, sagt der Mathelehrer. Wer lieber ins Heft schreibt statt aufs Tablet, darf das tun. Den Lehrkräften ist wichtig, dass die Nutzung digitaler Geräte optional ist und Kinder so lernen und arbeiten können, wie sie möchten.

An der Kieler Schule gilt: Die Schülerinnen und Schüler können sich aussuchen, ob sie ins Heft oder aufs Tablet schreiben.

An der Grundschule am Heidenberger Teich ist für einige Eltern Deutsch nicht die Muttersprache. Auch fehlt bei manchen Familien ein Internetzugang. Digitale Hausaufgaben, die die Schülerinnen und Schüler mit Unterstützung der Eltern durchführen sollen, können also herausfordernd sein, meint Milde. Die Arbeit an digitalen Geräten erfolgt deshalb vorrangig vor Ort und kann durch Lehrkräfte unterstützt werden. Während der Pandemie griffen die Lehrkräfte häufig auf analoge Arbeitsweisen zurück, die auch ohne Internetzugang von zu Hause erledigt werden konnten.

Es gibt nicht die eine Anwendung, die für alle Schülerinnen und Schüler gleichermaßen funktioniert, erklärt der Medienexperte. „Man sollte Apps zuerst im kleinen Rahmen testen“, meint Milde. „Erst wenn sie sich bewähren, sollte man sie für die ganze Klasse oder Schule kaufen.“ So werden unnötige Anschaffungskosten vermieden. Für den Einstieg kann der Lehrer folgende kostenlose Anwendungen empfehlen: Mit „Qwqr“ können Lehrkräfte auditives Feedback mittels QR-Codes hinterlassen, die Notiz-App „Goodnotes“ sei immer eine gute Wahl, und das „Haus der kleinen Forscher“ der „Stiftung Kinder forschen“  biete vor allem für jüngere Kinder spielerisch aufbereitete Lehrmaterialien.

Erst testen, dann kaufen: So lassen sich unnötige Kosten für Apps vermeiden.

Wenn es um die Vermittlung digitaler Kompetenzen an Schülerinnen und Schüler geht, brauchen Lehrkräfte die entsprechende Expertise. Das Medienteam der Kieler Grundschule übernimmt daher eine Multiplikationsfunktion. Denn neben der Weiterentwicklung und praktischen Umsetzung des Medienkonzepts, des technischen Supports oder der Erarbeitung von Unterrichtskonzepten ist das Medienteam auch dafür zuständig, vorhandenes Wissen innerhalb des Kollegiums zu verteilen. „Wir haben selbst unterschiedliche Kompetenzen und tragen die, je nach Bedarf, ins Kollegium weiter“, so Teammitglied Milde. Ein fester Anlass für den Wissenstransfer seien die Lehrkräftekonferenzen. Dort werden technische Neuerungen vorgestellt, etwa das „Tool des Monats“. Auch dürfen engagierte Kinder, sogenannte DIGIprofis, anderen Kindern und Lehrkräften den Umgang mit Apps oder Geräten beibringen. Lehrkräfte die möchten, können darüber hinaus an externen Fortbildungen teilnehmen oder tageweise an anderen Schulen mit vielversprechenden Medienkonzepten hospitieren. Genauso lädt auch die Grundschule am Heidenberger Teich Lehrkräfte zu sich ein. „Ich kann nur empfehlen, immer mal zu schauen, wie andere es machen. Dabei lernt man viel“, sagt Milde.

Sie mögen diesen Artikel? Teilen Sie ihn gerne.

Eine Antwort

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert


… im Postfach

Abonnieren Sie unseren wöchentlichen Newsletter mit den besten Geschichten.

Das könnte Sie auch interessieren:

Umfrage

Herausforderungen – und wie Schulen sie meistern können

Schulsekretariat

„Ich bin die Zentrale“

Individuelle Lernstrukturen

„Damit jedes Kind die Aufmerksamkeit bekommt, die es braucht“

Bildungsgerechtigkeit

Lernen ist ein Grundrecht

Bitte beachte unsere Netiquette.

Auf SchuB möchten wir den fachlichen Austausch der Schulen im Brennpunkt untereinander fördern. Daher freuen wir uns sehr über Eure Meinung zu unseren Beiträgen. Für einen respektvollen und konstruktiven Austausch bitten wir Euch folgende Regeln zu beachten:
Wir danken Euch für Eurer Verständnis und Eure Mitwirkung und wünschen Euch viel Freude beim Kommentieren.

Wie sind Sie auf uns aufmerksam geworden?

Bitte aktiviere JavaScript in deinem Browser, um dieses Formular fertigzustellen.
Wie sind Sie auf uns Aufmerksam geworden