Innovative Schulentwicklung

„Wir reden nicht über das Kind, sondern mit dem Kind”

Die Klaus-Groth-Gemein­schaftsschule in Kiel hat sich von Elternsprechtagen verabschiedet. Das Erfolgsrezept heißt heute: Schüler-Eltern-Lehrkräfte-Gespräche.

„Zum klassischen Elternsprechtag kamen oft nur zwischen 20 und 30 Prozent der Mütter und Väter. Damit wollten wir uns nicht zufriedengeben. Bei einer Schulhospitation in Dänemark haben wir das Konzept der Schüler-Eltern-Lehrkräfte-Gespräche kennengelernt. 2019 haben wir damit zunächst mit einigen Jahrgängen begonnen. Nach einem Beschluss der Schulkonferenz im Jahr 2021 setzen wir die Gespräche von Klasse 1 bis 10 an unserer Schule um. Sie finden einmal im Schulhalbjahr statt, dauern etwa 20 bis 30 Minuten pro Kind und haben das Ziel, die Stärken der Schülerinnen und Schüler in den Blick zu nehmen.  

Die Kinder suchen sich dafür eine Lehrkraft aus, mit der sie gemeinsam das Gespräch mit den Eltern führen. Sie laden ihre Eltern selbst dazu ein. Auch den Termin bereiten sie vor – mithilfe von speziell entwickelten Materialien wie etwa Fragebögen, Impulskarten und dem Stärkenbaum. Die Schülerinnen und Schüler führen durch den Termin, während die Erwachsenen zunächst nur zuhören. Selbstverständlich unterstützen wir sie dabei, falls sie Hilfe brauchen. Diese Vorgehensweise dient dem Grundsatz: Wir reden nicht über das Kind, sondern mit dem Kind.  

Wir haben uns bewusst dafür entschieden, die Gespräche von den Zeugnisvergaben zu trennen. Denn bei diesem Format haben Dinge, die nicht gut laufen, nichts zu suchen! Das ist für viele Eltern erst mal ungewohnt. Aber wir möchten, dass sich die Kinder gut fühlen und sie und ihre Eltern sehen, welche Ressourcen in ihnen stecken. Gleichzeitig schaffen wir mit den Gesprächen Vertrauen und können so zu einem anderen Zeitpunkt viel besser mit den Eltern über etwaige Probleme sprechen. Am Ende wissen wir nicht nur, was das Kind mag und worin es gut ist. Wir halten in einer Vereinbarung auch ein Trainingsziel fest, welches das Kind noch erreichen möchte. Diese Art des Miteinanders nimmt viel Zeit in Anspruch – aber der Aufwand lohnt sich: Inzwischen kommen 85 Prozent der Eltern. Die Schüler-Eltern-Lehrkräfte-Gespräche sind das Herzensthema unserer Schule geworden.“

Foto: © Wübben Stiftung Bildung/Kaja Grope

Sonja Stoffers ist Lehrerin an der Klaus-Groth-Gemeinschaftsschule in Kiel.  

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert


… im Postfach

Abonnieren Sie unseren wöchentlichen Newsletter mit den besten Geschichten.

Das könnte Sie auch interessieren:

Berufsorientierung

Werkstattluft schnuppern

Religion

Fastenbrechen in der Sporthalle

Startchancen-Programm

„Die Politik muss prüfen, was die Schulen und Kinder wirklich brauchen“

Lernmethoden

„Mit eduScrum gestalten unsere Schülerinnen und Schüler ihren eigenen Lernprozess“

Bitte beachte unsere Netiquette.

Auf SchuB möchten wir den fachlichen Austausch der Schulen im Brennpunkt untereinander fördern. Daher freuen wir uns sehr über Eure Meinung zu unseren Beiträgen. Für einen respektvollen und konstruktiven Austausch bitten wir Euch folgende Regeln zu beachten:
Wir danken Euch für Eurer Verständnis und Eure Mitwirkung und wünschen Euch viel Freude beim Kommentieren.

Wie sind Sie auf uns aufmerksam geworden?

Bitte aktiviere JavaScript in deinem Browser, um dieses Formular fertigzustellen.
Wie sind Sie auf uns Aufmerksam geworden