Bürokratie

„Schulen sind auf dem Weg, überverwaltet zu werden“

Behörden fordern von Schulen viele Daten ab. Die bürokratische Last ist groß, findet Schulleiterin Nicole Staehle. Sie hat eine Idee, wie es besser ginge.

„Im Jahresverlauf stellen wir unter­schiedlichen Behörden sehr viele Daten zur Verfügung. Dabei müssen wir jeder einzelnen Datenabfrage – ob von der Schulaufsichts­behörde, den Minist­erien, dem Schulträger oder der Agentur für Arbeit – nachkommen. Häufig sind es dieselben Informationen für unterschiedliche Insti­tutionen wie Zahlen zu unserer Schülerschaft oder zu den Übergängen in berufsbildende Schulen. Andere Abfragen betreffen beispielsweise Unterrichtsausfälle und Vertretungen, die IT-Ausstattung oder die Masern­immunität. Aktuell arbeiten wir im Jahr circa 32 solcher Abfragen ab.

Das ist ein enormer bürokratischer Aufwand. Denn wir müssen die Infor­mationen über mehrere unter­schiedliche Onlineportale übermitteln und uns jedes Mal aufs Neue in andere Tabellen­format­ierungen reinfuchsen. Meine Angst ist, dass Schule durch diese unzähligen Abfragen über­verwaltet wird und so an Herz und Seele verliert. Denn mein Verständnis als Leiterin einer Schule in einem sozialen Brennpunkt ist, nah an den Schüle­rinnen und Schülern und dem Schul­leben zu sein, den Rahmen für Schulentwicklung zu geben und in Netz­werken zu arbeiten. Durch eine Überbürokratisierung gelangt meine Arbeit in eine Schieflage.

Uns würde es helfen, wenn die Behörden jederzeit selbst auf unsere Daten zugreifen könnten, statt dass wir sie jeder Institution einzeln anliefern müssen. Zum Beispiel könnte man die wichtig­sten Daten im Schul­verwaltungs­programm hinterlegen und den Behör­den Zugriff darauf gewähren. Ich befürchte nur, dass das am Daten­schutz scheitern könnte.“

Foto: © Goethe-Realschule plus Koblenz

Nicole Staehle arbeitet seit 1999 an der Goethe-Realschule plus Koblenz, seit 2023 ist sie dort Rektorin. Sie kritisiert, dass Schulen bei Datenabfragen von Behörden immer in der Bringschuld sind.

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