„Ab dem Kitajahr 2025/26 gibt es in Berlin das Kita-Chancenjahr. Die Idee dahinter: Kinder, denen ein Sprachförderbedarf attestiert wurde, sollen vor Eintritt in die Schule entsprechend gefördert werden. Zu den schulgesetzlich verpflichtenden Maßnahmen gehört allgemein die Stärkung der frühkindlichen Bildung. Das begrüßen wir sehr! Denn aktuell ist die Situation an unserer Schule die, dass viele unserer neu eingeschulten Kinder einen akuten Förderbedarf im sozialen und sprachlichen Bereich haben. Insbesondere die Mädchen und Jungen, die vor der Einschulung keine Kita besucht haben.
Für uns als Schule ist das eine echte Herausforderung: Damit unsere Kinder mit sprachlichem Förderbedarf im Unterricht auch mitkommen, müssen wir ihnen spezielle Lerngruppen anbieten. Die Stunden für die Förderlehrkräfte können wir nur aus unserem Gesamtstundenpool bereitstellen. Bei vermehrten Krankheitsfällen wie etwa im Winter entfallen diese Förderstunden aber oft, weil unsere Förderlehrerinnen und -lehrer beim Regelunterricht einspringen müssen. Uns wird es daher sehr helfen, wenn die Kinder schon vor der Einschulung eine entsprechende Förderung erhalten.
Vor diesem Hintergrund wäre eine engere Kooperation mit den Kitas hilfreich. Wir als Grundschule könnten die Kitas beispielsweise durch Fachkräfte unterstützen, die den Kita-Alltag temporär begleiten und bei der Sprachförderung helfen. So könnten wir praktischerweise die Kinder vor ihrer Einschulung an unserer Schule kennenlernen und auch Kontakte zu ihren Eltern knüpfen. In dem Kita-Chancenjahr stecken also viele Chancen. Ich würde mir wünschen, dass das Ganze wissenschaftlich evaluiert wird, um die positiven Effekte zu belegen.“

Guido Richter ist seit der Eröffnung der Orankesee-Schule in Berlin-Lichtenberg im Jahr 2018 der dortige Schulleiter. Er leitet darüber hinaus noch die Adam Ries-Grundschule.