Leseförderung

„Es ist fast so, als bekämen sie einen Schatz für eine Woche!“

Der Lesekoffer birgt in der Grundschule Friedrichstraße in Wittlich gleich mehrere Schätze. Schulleiterin Sandra Griebeler über die neue Lust am Schmökern.

Frau Griebeler, an Ihrer Schule gibt es den Lesekoffer vom Verein coach@school. Kinder der 2. Klasse können ihn abwechselnd für eine Woche mit nach Hause nehmen. Hatten Sie den selbst auch mal bei sich zu Hause – und was steckt da so drin?

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Sandra Griebeler: Ja, tatsächlich habe ich den blauen Lese­koffer auch selbst einmal mit nach Hause genommen – und ich war sofort begeistert! Wir hatten über das Projekt LeseLUPE der Universität Trier davon erfahren. Schon beim Öffnen merkt man, wie viel Liebe und Sorgfalt in die Auswahl der Bücher geflossen ist. Die Vielfalt ist beein­druckend: Bilderbücher in unter­schiedlichen Sprachen, spannende Geschichten und Bücher, die Kinder zum gemeinsamen Entdecken und Staunen einladen. Besonders fasziniert hat mich die Möglichkeit, in Bilderbücher aus verschiedenen Kulturen einzutauchen. Es war spannend, zu sehen, wie Geschichten in anderen Sprachen erzählt werden und welche neuen Perspektiven sie eröffnen.

Ein weiteres Highlight ist die kleine Lesefreund-Eule, die jedes Kind während der Woche begleitet. Sie macht das Leseerlebnis noch persönlicher und sorgt für eine emotionale Verbindung zum Lesekoffer. Kinder freuen sich darauf, die Eule mit nach Hause zu nehmen und gemeinsam mit ihr die Bücher zu entdecken. Auch das Lese­koffer-Tagebuch ist eine wunderbare Ergänzung. Hier können die Kinder ihre Erlebnisse mit den Büchern festhalten, Lieblings­geschichten benennen oder Bilder dazu malen. Diese Reflexion hilft ihnen, sich bewusster mit den Geschichten auseinander­zusetzen und ihr eigenes Lese­erlebnis zu vertiefen.

„Schon beim Öffnen merkt man, wie viel Liebe und Sorgfalt in die Auswahl der Bücher geflossen ist.“

Sie sind schon bei den positiven Effekten. Wie hilft der Lesekoffer Kindern darüber hinaus?

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Griebeler: Viele unserer Kinder der 2. Klasse wachsen mit mehreren Sprachen auf und haben noch Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache. Oder sie kommen aus Familien, in denen das Lesen nicht selbstverständlich ist. Genau da setzt der Koffer an – er bringt die Bücher direkt zu den Kindern nach Hause und macht das Lesen zu etwas Besonderem. Es ist fast so, als bekämen sie einen Schatz für eine Woche! Das stärkt die Motivation und die Lernfreude.

Wenn die Mädchen und Jungen ein Buch in ihrer Erst­sprache entdecken, dann leuchten ihre Augen. Es nimmt die Barriere, gemeinsam mit den Eltern zu lesen. Denn selbst wenn die Eltern nicht perfekt Deutsch sprechen, können sie mit ihren Kindern auf vertrautem Terrain ins Gespräch über die Geschichten kommen. Gleichzeitig hilft das natürlich auch beim Deutschlernen, weil die Kinder Wörter und Strukturen aus beiden Sprachen miteinander ver­knüpfen. Das stärkt nicht nur die Lese­kompetenz, sondern auch die Konzentration, den Wortschatz und das Sprachgefühl.

Ihre Schule ist auch ein Familiengrundschulzentrum. Welche Rolle spielt das bei der Umsetzung dieses Angebots?

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Griebeler: Durch das Familien­grundschul­zentrum Wittlich – auch FamOS genannt – haben wir in den letzten ein­einhalb Jahren viele Familien noch enger in das Schul­leben einbinden können. Es gelingt uns seitdem viel besser, den Eltern zu vermitteln, wie wichtig gemein­sames Lernen ist und wie sie es in ihren Alltag einbauen können. Angebote wie der Lese­koffer profitieren davon enorm, weil wir die Eltern direkt mit ins Boot holen können. Er öffnet die Tür, um sie noch stärker in das Schulleben einzubinden.

Das FamOS-Elterncafé ist der ideale Ort, um den Eltern ausführlich vom Lese­koffer zu erzählen. Und wenn es doch mal weitere Fragen dazu gibt, steht ihnen unsere FamOS-Fachkraft Jenny Klasen immer gern zur Ver­fügung. Sie nimmt auch an Info­veranstaltungen zum Bücherkoffer teil, damit sie stets bestens informiert ist und alle wichtigen Eltern­informationen parat hat.

Die Eltern holen wir also immer mit ins Boot. Am Anfang des Schuljahres etwa gibt es einen Übersichtsplan, wann der Bücherkoffer zu welchem Kind nach Hause rollt. Schließlich sind die Kinder auch hier auf die Unter­stützung ihrer Eltern angewiesen.

Foto: © Sandra Griebeler

Sandra Griebeler ist seit 2020 in der Schulleitung der Grundschule Friedrichstraße in Wittlich (Rheinland-Pfalz) tätig – zunächst als Konrektorin und seit Februar 2024 als Schulleiterin. Eines ihrer Herzensprojekte ist die Leseförderung.

Bücherkoffer-Programm von coach@school

Das Bücherkoffer-Programm von coach@school e. V. fördert die Lesekompetenz und die Sprachentwicklung von Kindern in den ersten beiden Grundschuljahren. Jede teilnehmende Schulklasse erhält für die Dauer eines Schuljahres einen oder mehrere Koffer mit mehrsprachigen, interkulturellen und inklusiven Kinderbüchern in bis zu 50 Sprachen, darunter Türkisch, Arabisch, Farsi, Russisch, Spanisch, Bulgarisch und Rumänisch. Zusätzlich enthält jeder Koffer ein Lesetagebuch für die Kinder sowie mehrsprachige Lesetipps für die Eltern. Ergänzend gibt es das Mathekoffer-Programm.

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