Frau Moog, welche Rolle spielt die Lernumgebung für den Erfolg des Unterrichts?
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Petra Regina Moog: Sie ist heute viel mehr als nur der Rahmen für Unterricht, sondern ein Werkzeug für die Mitgestaltung für Lern- und Lehrprozesse. Sie beeinflusst, wie motiviert, konzentriert und wohl sich Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte fühlen. Besonders an Schulen im Brennpunkt lernen Schülerinnen und Schüler mit völlig unterschiedlichen Voraussetzungen. Gut gestaltete Räume können dabei die unterschiedlichen Bedürfnisse simultan unterstützen – sei es in Form von Rückzugsorten für konzentriertes Arbeiten, partiell abgetrennten Bereichen für Teamarbeit oder Einzelgespräche oder als Flächen für die Freizeitgestaltung. Räume mit verschiedenen und beweglichen Möbeln ermöglichen, den Unterricht individuell zu gestalten, was besonders in den sehr heterogenen Lerngruppen in Schulen im Brennpunkt wichtig ist. Wenn Lernende sich in ihrer Umgebung sicher und angesprochen fühlen, fördert das ihre Lernbereitschaft und Eigeninitiative. Ein pädagogisch gut durchdachter Raum schafft also eine Atmosphäre, in der Lernen und Lehren leichter und erfolgreicher gelingt.
„Wenn Lernende sich in ihrer Umgebung sicher und angesprochen fühlen, fördert das ihre Lernbereitschaft und Eigeninitiative.“
Petra Regina Moog
Nehmen wir an, eine Schule möchte ihre Lernumgebungen verändern. Wie packt man solch einen Umbauprozess erfolgreich an?
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Moog: Ein Umbau der Lernumgebung geht immer mit einem Schulentwicklungsprozess einher, der seine eigene Vorlaufzeit braucht. Das bedeutet: Die schulischen Akteurinnen und Akteure entwickeln gemeinsam ein Konzept, das die Räumlichkeiten gezielt miteinbezieht. Fortbildungen zum Thema pädagogische Architektur, eine offene Kommunikation sowie die Bereitschaft zu einem kulturellen Wandel in der Schule sind dafür genauso essenziell wie die Bedarfe der Didaktik, Sozialarbeit, Inklusion und pädagogischen Psychologie. Im Idealfall trägt eine Raumarbeitsgruppe zunächst die verschiedenen Anforderungen zusammen und unternimmt dann eine kritische Schulbegehung, um die räumlichen Potenziale zu identifizieren. Schließlich plant und gestaltet sie gemeinsam mit den außerschulischen Verantwortlichen für Schulgebäude und -gelände, also unter anderem Schulamt, Gebäudewirtschaft, Gartenamt und Brandschutz, die nächsten Schritte.
Was sollte man bei der Planung oder beim Umbau von Schulräumen berücksichtigen?
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Moog: Hier ist zunächst wichtig, dass die Bedürfnisse der kleinen und großen Menschen im Mittelpunkt stehen. Daher sollten auch die Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern aktiv in den Planungs- und Organisationsprozess einbezogen werden. Diese Partizipation stärkt die Eigenverantwortung, fördert die Demokratiebildung und erhöht die Akzeptanz nach der Umgestaltung. Was die Räume betrifft, so müssen diese durch die neue Gestaltung ertüchtigt sein, die Lernatmosphäre zu fördern. Das geschieht unter anderem über Licht, Luft, Akustik und Farbgestaltung. Wichtig ist außerdem, dass sie so viel Flexibilität bieten, dass eine ausreichende Raumnutzung möglich ist, die auch an zukünftige pädagogische Entwicklungen angepasst werden kann. Dabei ist der Schulhof ein oft vergessener Bereich, der im Hinblick auf den Ganztag in den meisten Schulstandorten noch sehr viel Potenzial als Lern- und Lebensort bietet. Ein erfolgreicher Umbau gelingt also, wenn Pädagogik und Raumgestaltung harmonieren und die Beteiligten die neuen Abläufe gemeinsam entwickeln. Ohne dieses Commitment bleibt der schönste Raum nur Fassade.

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Welche Erfahrungen habt Ihr mit der Umgestaltung von Schulräumen gemacht?